Berlin Ein Blick auf die Vogelwelt
Berlin Ein Blick auf die Vogelwelt
Vögel in der Stadt
Auch eine Großstadt hat Natur zu bieten, wenn auch völlig anders als in ländlichen Gegenden. Parkanlagen haben einen anderen Charakter und die Betonwüsten im innerstädtischen Bereich wirken auf den ersten Blick für Tiere lebensfeindlich, und das sind sie für die meisten Arten auch.
Es gibt aber einige besonders anpassungsfähige unter ihnen, die man schlechthin mit dem Begriff „Kulturfolger“ umschreibt, und um die geht es hier, schließlich haben sie Strategien entwickelt, die es ihnen ermöglichen, mit den Bedingungen, die eine Metropole schafft, fertig zu werden.
Allen voran müssten eigentlich die zahlreichen Straßentauben genannt werden, deren inzwischen selbstständige Populationen eine gewisse Eigendynamik erreicht haben, doch handelt es sich dabei um verwilderte Haustauben, die wir daher aus dieser Rubrik ausschließen wollen.
Hier soll es um frei lebende Anwohner gehen, die ursprünglich nicht in Nachbarschaft des Menschen lebten, sondern sich ihm sekundär angeschlossen haben. Natürlich kann diese Seite die Thematik nur ganz grob anreißen und den allergrößten Teil der Arten wird man hier vermissen, immerhin ist es nur ein winziger Teil in der Gesamtbetrachtung der Stadt.
Verwiesen sei aber an dieser Stelle auf das Berliner Naturkundemuseum, wo das hier angesprochene Thema sehr eindrucksvoll und anschaulich dargestellt ist.
Recht auffällige Erscheinungen sind allein schon durch ihre Größe die Nebelkrähen (Corvus corone cornix), die eine östliche Unterart der Aaskrähe darstellen. Sie sind opportunistische Allesfresser und finden sich in einer Stadt wie Berlin bisweilen in einem Schlaraffenland wieder. Weggeworfene Essenreste gibt es überall zu erhaschen und manchmal werden sie von tierliebenden Menschen sogar gefüttert, wodurch sie eine gewisse Zutraulichkeit entwickeln.
Da es Berlin nicht an hohen Bäumen fehlt, sei es nun in den vielen Parks oder als Straßenbegrenzung, haben die Krähen freie Nistplatzwahl, und bisweilen entdeckt man ihre Nester auch in relativ niedrigen Gehölzen nur wenige Meter über sich vorbei bewegenden Autos und Passanten.
Rabenvögel gehören zu den intelligentesten Vögeln überhaupt, und ihr großes Lernvermögen ermöglicht es ihnen, mit den meisten Strapazen des städtischen Alltags fertig zu werden. Sie sind ausgesprochen fürsorgliche Eltern und ihren oftmals schlechten Ruf haben sie völlig zu Unrecht. Von weitem betrachtet sind es für die meisten Menschen nur die langweiligen Krähen, doch aus der Nähe wirken sie anmutig und haben durchaus etwas sympathisches.
Die Ringeltaube (Columba palumbus) gehört zu den ersten Frühlingsboten, ihre gedämpften, rhythmischen Rufe sind schon sehr zeitig im März zu hören. Als eigentlich typischen und häufigen Waldbewohner, trifft man sie in der Großstadt zwar regelmäßig an, doch ist sie recht scheu und verhält sich deutlich weniger auffällig als beispielsweise die oben beschriebene Nebelkrähe. An ruhigen, der Straße abgewandten Orten (meist Hinterhöfen) baut sie ein dürftiges Reisignest, in dem sie ein- bis zweimal im Jahr zwei verhältnismäßig kleine, weiße Eier bebrütet. Sie kommt in ganz Europa vor (mit Ausnahme des hohen Nordens) und ist die größte der bei uns beheimateten Taubenarten.
Quelle: G. Tembrock in „Stimmen der Vögel Mitteleuropas - I. Waldvögel“
Derselbe Vogel in unmittelbarer Nestnähe; dieses ist in einer großen, mit Efeu berankten Astgabel versteckt.
Allgegenwärtig sind die Haussperlinge, die man nahezu an jeder Straßenecke antreffen kann. Vor allem dort, wo kleine Rabatten die Häuserblocks säumen, trifft man diese kleinen Gesellen an, die schon mit einem weggeworfenen Brotkrumen glücklich sind. Ihr vertrautes Tschilpen hört man im Frühjahr aus jedem Gebüsch und von vielen Hausdächern. Die nicht sanierten Altbauten bieten ihnen viele Möglichkeiten zum Nestbau.
Auch Kohl- und Blaumeisen sind bekannte Kulturfolger, die im Frühling in das Konzert der kleinen Stadtbewohner einstimmen und natürlich nicht zu vergessen die Amsel, die oftmals den morgendlichen Wecker ersetzt.
© 2010 Marco Just, alle Rechte vorbehalten.