Krebse
Krebse
Parsteiner See - Die Tier- und Pflanzenwelt über und unter Wasser
Ende des 19. Jahrhunderts ging in Mitteleuropa die Krebspest um, die vor allem den Bestand des Edelkrebses (Astacus astacus) dezimierte. Im Parsteiner See hatten die Fischer diesen selten gewordenen Krebs damals noch bisweilen als Beifang im Netz. Spätestens seit den 1960er Jahren ist er vollständig aus dem Parsteiner See verschwunden.
Nach dieser Seuche, die durch den Pilz Aphanomyces astaci, der zu den Saprolegniaceen gehört, verursacht wurde, führte man den resistenten Amerikanischen Flusskrebs (Cambarus affinis) ein, der auch schlechtere Wasserqualität vertragen kann und sich auf schlammigem Boden zurechtfindet. Nach einer Revision der Unterfamilie Cambarinae wird dieser Krebs heute oft als Orconectes limosus geführt.
Wie alle Flusskrebsarten schwimmt auch er durch ruckartige Schläge des Schwanzfächers und Einklappen des Hinterkörpers stoßweise rückwärts, das kann man gut beobachten, wenn man die Tiere versehentlich stört. Falsch ist dagegen die Behauptung, Krebse würden rückwärts laufen, das tun sie lediglich an Land.
Im Sommer halten sich Krebse gern in flachen Uferbereichen auf, so dass man beim Baden gelegentlich mit ihnen in Berührung kommt.
Würmer, Schnecken, Muscheln, Wasserinsekten, gelegentlich auch Fische sowie Aas aller Art stellen die Nahrung der Flusskrebse dar.
Die Paarung der Flusskrebse erfolgt im Oktober und November. Das Männchen packt bei der Begattung das Weibchen und wirft es auf den Rücken (siehe Bild oben).
Die Samenflüssigkeit wird auf der Brust des Weibchens abgesetzt. Hieraus formt das Männchen kleine „Würstchen“ (ca. 1 cm lang) und klebt diese in der Nähe der Geschlechtsöffnung des Weibchens an. Dazu benutzt es die beiden ersten Beinpaare des Hinterleibs, die zu Begattungswerkzeugen umgebaut wurden. Nach wenigen Tagen legt das Weibchen die Eier auf dem eigenen Körper ab. Die Keimentwicklung dauert ein halbes Jahr, so dass die jungen Krebse im Mai oder Juni schlüpfen.
Systematik
Flusskrebse gehören innerhalb der Gliederfüßer (Arthropoda) zu den Mandibulata. Diese umfassen die Diantennata und die Antennata. Die erste Gruppe stellt gleichzeitig die Krustentiere (Crustacea) dar, von denen die Malacostraca unter anderem die Zehnfußkrebse (Decapoda) enthalten, zu denen neben den Fluss(Edel)krebsen auch Garnelen und Krabben gehören. Das sei deshalb hier erwähnt, weil oft die Rede von den großen „Scheren“ ist, weshalb Krebse von manchen Leuten oft fälschlich den Scherentieren (Chelicerata) zugeordnet werden, mit denen sie jedoch nicht verwandt sind. Die Scherentiere gehören vielmehr zu den Kieferlosen (Amandibulata) und umfassen unter anderem die Spinnentiere.
Fossile Formen der Dekapoden sind seit dem Oberdevon bekannt (sie sind damit übrigens ebenso alt wie die Armleuchteralgen oder die Amphibien), während die Malacostraca sogar bis ins Unterkambrium zurück reichen, also bereits vor rund 590 Millionen Jahren lebten (unter Malacostraca versteht man eine Zusammenfassung so genannter „höherer Krebse“), die zahlreiche Gruppen umfassen, wobei diese Bezeichnung nicht immer verwendet wird.
Der Edelkrebs (Astacus astacus) ist, wie erwähnt, spätestens seit den 1960er Jahren aus dem Parsteiner See verschwunden. Das Kamerateam um Reiner Krause konnte während unzähliger Tauchgänge keinen einzigen mehr finden. Sehr vereinzelt war dieser Krebs jedoch noch in wenigen isolierten Gewässern der Umgebung anzutreffen, und so konnten einige Aufnahmen in einem kleinen Weiher in der Uckermark gemacht werden. Bei dieser Gelegenheit wurden auch einzelne Tiere wieder in den Parsteiner See eingesetzt, was jedoch offenbar nicht zur Wiederbesiedelung führte. Immerhin konnte er hier aber noch einmal fotografiert und gefilmt werden.
Die Besiedelung eines Gewässers durch den Edelkrebs hängt entscheidend davon ab, wie viele Schlupfwinkel er als Versteckmöglichkeit vorfindet. Er ist dämmerungs- und nachtaktiv und hält sich tagsüber gern hier auf. Besonders wichtig sind solche Verstecke jedoch dann, wenn die Tiere nach der Häutung als so genannte „Butterkrebse“ sehr weichhäutig und damit in hohem Maße gefährdet sind, immerhin dauert das Erhärten der neuen Körperhaut etwa acht Tage. Der Edelkrebs häutet sich im 1. Jahr achtmal, im 2. fünfmal, im 3. dreimal. Die Geschlechtsreife erreicht er im 4. Jahr und häutet sich dann nur noch einmal jährlich.
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