Papierfabrik Wolfswinkel

 

Die Heimstatt des Büttenpapiers

Die einstige Papiermühle erfuhr unter J. F. Nitsche in den 1830er Jahren durch die Umstellung auf industrielle Produktion durch Anschaffung einer englischen Papiermaschine die Umwandlung in eine Papierfabrik, womit die Büttenproduktion eingestellt wurde. Zu jener Zeit wurden in Deutschland erst 25 solcher Maschinen betrieben, was den Fortschritt und die Modernität der Eberswalder Manufaktur unterstreicht. Etwa 40 Jahre später ging die Fabrik in den Besitz von B. C. Marggraff über, nachdem dieser bereits eine Zeit lang Gesellschafter war. Aber auch er nahm seinerseits einen Gesellschafter auf, und so führte das Unternehmen damals den Namen „Marggraff & Engel“.

In den folgenden Jahren erfolgten zahlreiche Um- und Erweiterungsbauten, auf die hier nicht im einzelnen eigegangen werden kann, erwähnt sei z.B. die im Jahre 1866 aufgestellte zweite Papiermaschine sowie das 1872 entstandene Holländerhaus (das auch in dieser Galerie auf einigen Bildern zu sehen ist). Seine Bezeichnung erhielt es durch die darin aufgestellten „Holländer“, das waren wannenförmige Tröge, in denen Faserstoffe gemahlen und Zusatzstoffe beigemischt wurden. Die sich schnell entwickelnde Technik zwang immer wieder zu Erneuerungen und Ergänzungen; der elektrische Antrieb spielte eine zunehmende Rolle. Seit 1910 erhielt die Papierfabrik ihren Strom vom Märkischen Elektrizitätswerk (dem Heegermühler Kraftwerk). Eine bereits vorhandene Wasserkraftanlage wurde umgerüstet, und so entstand 1915 das erste vollautomatische Wasserkraftwerk Europas.

Die Produktpalette der Fabrik änderte sich mit jeder Epoche, je nachdem wie der Bedarf zu gegebener Zeit war. 1912 stellte man z.B. in erster Linie Normal-, Bücher- und Dokumentenpapiere sowie Aktendeckel und Kartons her. Nach Marggraffs Tod im Jahre 1917 erwarben die Berliner Siemens-Schuckertwerke die Fabrik, die die Produktion entsprechend ihrem eigenen Bedarf umstellten (Kabelpapiere). Wieder kam es zu umfassenden baulichen Veränderungen, von denen hier nur die 1930 in Betrieb genommene neue Papiermaschinenhalle erwähnt werden soll, die auf den Bildern 10, 11 und 12 von außen sowie auf den Bildern 13 und 14 von innen zu sehen ist. Hier war die damals modernste Spezial-Papiermaschine untergebracht. Die mit Ziegelmauerwerk verkleidete Stahlbetonkonstruktion misst 85 m in der Länge und ist 13 m breit. Die Maschine war so groß, dass sie die Halle fast in voller Länge ausfüllte. An diesem Bau war der Architekt Hans Hertlein beteiligt, der als Leiter der Siemens-Bauabteilung z.B. durch seine Entwürfe für die Berliner Siemensstadt bekannt wurde.

Damit war die Zeit der „großen“ Veränderungen vorbei, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nach Verlust fast der gesamten technischen Ausrüstung und Abschluss der Demontagearbeiten der VEB Papierfabrik Wolfswinkel gegründet (am 25. April 1946). Mehr als 11 Jahre später (am 1. August 1957) kehrte eine lange verloren gegangene Tradition zurück, nämlich die Produktion von handgeschöpftem Büttenpapier, die in den 1830er Jahren mit der Anschaffung der ersten Papiermaschine eingestellt worden war. Bis zur Wende im Jahre 1989 blieb die Büttenabteilung des VEB Papierfabrik Wolfswinkel die einzige Produktionsstätte dieser Art in der DDR. Hergestellt wurde Briefpapier, Zeichenkarton und hauchdünnes Papier, das man „Japanseide“ nannte. Die hauptsächliche Produktion im Kombinat umfasste aber Spezialpapiere für die Industrie, wie Isolierpapier für Starkstromkabel und Schleifpapiere.

Soweit der grobe Überblick in Kürze; als Quelle für diese Informationen wurde das Werk „Das Finowtal im Barnim“ herangezogen, auf das für umfassendere Informationen an dieser Stelle verwiesen sei.