Erdmannen                             Omas Elternhaus
 
 

Viele, die früher in Ostpreußen lebten und ihre Heimat nach vielen Jahren oder Jahrzehnten wieder aufsuchten, mussten feststellen, dass von ihren Häusern nichts mehr stand. Das betraf in aller erster Linie jene Gebäude, die als Ausbauten am Rande oder weiter außerhalb der Ortschaften standen. So war es zumindest hier im südlichsten Masuren.

Auch wir wussten bereits im Vorfeld, dass wir keine Gebäude mehr auf den einstigen Gehöften vorfinden werden. Vom Zustand des Grundstücks in Heidig, wo meine Großmutter später als verheiratete Frau lebte, waren wir bereits durch meine Tante, der ältesten Tochter, informiert, die ein Jahr vor uns dort gewesen ist.

Sie hatte allerdings zu wenig Zeit und zu wenig Indizien um auch noch das Elternhaus meiner Großmutter (also ihrer Mutter) bzw. dessen Standort bei Erdmannen wieder zu finden.

Genau das war aber eines meiner großen Ziele, ich wollte unbedingt die Wiege meiner Großmutter finden und recherchierte bereits mehrere Wochen vorher entsprechend intensiv. Die Erinnerungen meiner Großmutter waren damals bereits so lückenhaft, dass sie kaum in der Lage war, genauere Ortsangaben zu machen.

...Wo einst die Wiege stand

das Haus der Kindheit













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Ich nahm dann Kontakt mit einer Cousine meiner Großmutter auf, die in Pasewalk lebte, aber auch sie konnte mir nur wenige Hinweise geben, obwohl sie damals in unmittelbarer Nachbarschaft, nämlich in Kowallik lebte.

Erst ein in Niedersachsen lebender Halbbruder (meine Urgroßmutter starb, als meine Großmutter 5 Jahre alt war, und so heiratete mein Urgroßvater ein zweites Mal) konnte mir weiterhelfen und erstaunlich viele und genaue Informationen geben, weshalb es schließlich kein Problem mehr darstellte, das ehemalige Gehöft der Familie Bublitz (das war Großmutters Mädchenname) ausfindig zu machen.

Das erste Foto ganz oben zeigt einen Teil dieses Grundstücks. Nördlich und östlich davon hat man das Gelände mit Kiefern aufgeforstet, wodurch die ganze Landschaft in diesem Bereich einen völlig anderen Charakter erhält.

Außerdem ist der Verlauf des Weges teilweise nicht mehr der originale, was die Orientierung entsprechend erschwerte. Der heutige Weg führt mitunter direkt an den einstigen Gehöften vorbei. Das liegt daran, dass er über eine Länge von mehreren hundert Metern verlegt wurde, die Gründe dafür sind unbekannt. Ursprünglich führte er weiter nördlich entlang, von wo aus die Zufahrten zu den einzelnen Bauernwirtschaften abzweigten.

Das zweite Foto zeigt schließlich die Stelle, an der man von der „Straße“, die von Erdmannen nach Kowallik führt (hier noch ein Sandweg, inzwischen aber Asphalt), zu den Ausbauten abbiegt. Eine große Birke markiert diese Stelle.

Bei diesem oben gezeigten Foto geht der Blick in die entgegengesetzte Richtung, also wenn man aus Richtung Kowallik kommt und nach Erdmannen fährt (wir sind ja bei unserer Suche damals von Erdmannen aus herangefahren). Entsprechend zweigt auch der letzte, zum alten Gehöft führende Weg auf dem Foto nach rechts ab; von hier aus war es noch fast 1 km bis zum Ziel.

Bei diesem Foto stehen wir direkt am Abzweig (links ist ein Stück der markanten Birke zu sehen) und blicken in südliche Richtung.

Kurz vor den Bäumen im Hintergrund (ebenfalls Birken) macht der Weg einen Bogen nach links. Bis dorthin und noch etwa 300 Meter weiter hat der Weg seinen ursprünglichen Verlauf. Ungefähr in Höhe der ehemaligen Zufahrt zum ersten Gehöft beginnt für mehrere hundert Meter der neue Verlauf, der dadurch selbst für Leute, die hier einst wohnten, sehr irritierend ist.

Wir wussten dies damals noch nicht  -  erst bei unserem zweiten Besuch im Jahre 2011 klärte sich alles auf (der Halbbruder meiner Großmutter war nämlich nun dabei) und wir fanden sogar noch einen alten Grenzstein.

Würde man den Weg bis zum Schluss weiterfahren, käme man (wie schon immer) direkt nach Karpa.

Unmittelbar am einstigen Gehöft zweigt nochmals ein kleiner Weg, den es ursprünglich gar nicht gab, in südliche Richtung ab. Nach rund dreihundert Metern überquert er einen Graben (meine Großmutter sprach immer von einem Kanal, weil damals der Wasserstand höher war). Von diesem Graben aus geht hier der Blick zurück (also in Richtung Norden).

Diese letzten beiden Fotos zeigen nun den oben erwähnten Graben. Einst stand das Wasser bis fast an den Rand, wodurch er wesentlich breiter war. Daher sprach meine Großmutter auch immer vom „Kanal“.

Der Blick geht von der Überführung (Brücke kann man es nämlich nicht nennen) in beide Richtungen. Auf dem unteren Bild sieht man in rund 100 Metern Entfernung die Reste der alten Brücke, über die jener Weg führte, der einst die Grenze zwischen den ersten beiden Bauerngrundstücken darstellte.

In der Ferne am Horizont erkennt man den Ort Karpa.

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