Erdmannen                                             Ciesina
 
 

Da mich meine Großmutter mit ihren vielen Erzählungen so neugierig auf dieses Land machte, soll auch mit jenem Ort begonnen werden, in dem sie geboren und aufgewachsen ist  -  Erdmannen.

Es liegt unweit der damaligen polnischen Grenze im südlichen Masuren.

Kaum 300 Einwohner fassend offenbart sich Erdmannen als ein außerordentlich verträumtes und weitgehend ursprüngliches Dorf, dessen markantestes Gebäude die unverhältnismäßig große Schule an der Kreuzung ist.

Erdmannen

Von Krutinnen kommend fährt man von Norden her in das Dorf, unmittelbar darauf folgt die Kreuzung  -  noch befindet man sich auf einer (wenn auch schmalen) Asphaltstraße und bleibt dies auch, solange man sich links hält und in Richtung Osten nach Heidig abbiegt, man rollt dann direkt an der Schule vorbei.

Schule in Erdmannen (Blick von Süden)

Fährt man an der Dorfkreuzung weiter geradeaus oder biegt nach rechts ab, verwandelt sich die Asphaltstraße urplötzlich in einen Sandweg.

Zunächst halten wir uns südlich, fahren also geradeaus. Dieser Weg wird auf der linken Seite von großen Pappeln gesäumt, dahinter befinden sich Wiesen. Gehöfte finden wir vermehrt rechts.

An einer kleinen, unscheinbaren Weggabelung öffnet sich das Dorf zu den Wiesen hin, jetzt folgen nur noch einige vereinzelte Ausbauten, die meisten von ihnen wurden kurz nach dem Krieg abgetragen, unter anderem auch das Elternhaus meiner Großmutter.

Durch die schier endlosen Wiesen schlängelt sich der Sandweg weiter in südwestliche Richtung nach Kowallik (siehe weiter hinten), von überall hört man den Ruf des Wiedehopfes, der hier offenbar keine Seltenheit ist.

Hält man sich an der Dorfkreuzung in westliche Richtung, scheint sich der Weg bald zu verlieren, nach kurzer Strecke hat man den Dorfrand, den man hier auf diesem letzten Bild sehen kann, erreicht.


Auf Befehl des Gauleiters Erich Koch mussten sich die Einwohner Erdmannens am 21. Januar 1945 frühmorgens um

7 Uhr an der Dorfkreuzung treffen, um von dort aus in die Ungewissheit zu starten - die große Flucht hat nun auch für sie begonnen. Für viele war es ein Abschied auf Nimmerwiedersehen (Karl Puchalski mündl.).

© 2010 Marco Just   ❘  Alle Rechte vorbehalten.

Weg in Erdmannen in Richtung Kowallik (in südliche Richtung gesehen)

Haus am Südrand von Erdmannen an der unten beschriebenen Weggabelung

Blick von den Wiesen zurück auf das Dorf  (Aufnahme mit Teleobjektiv)

Haus am Westrand von Erdmannen