1990  -  Das Übergangsjahr (1)

Liepe  -  ein kurzer Rückblick  (1988 bis 1998)

Vom Frühling zum Sommer; dieses Bild (mit Negativ-Film aufgenommen) lässt das Dorf fast noch romantischer erscheinen. Im Hintergrund erhebt sich Künkels Berg und auf dem Storchennest erkennt man die fast flüggen Jungen.

Die nächsten neun Fotos sind nun wieder mit Negativ-Film aufgenommen worden (sonst Dia-Film), bei denen noch ein alter ORWO-Color zum Einsatz kam, sozusagen der letzte aus dem DDR-Bestand.

Wieder aus dem Dachfenster gesehen - der Storch; immerhin kam man dadurch einige Meter dichter heran.

Der hier auffallend breite Kanal (Übergang zum „toten Arm“) ist in diesem Bereich Teil des Lieper Sees, so dass er gar nicht wie ein klassischer Kanal wirkt. Der Blick geht aus dem Dachfenster.

Vom selben Punkt wie beim vorangegangenen Bild - hier ein Blick mit Teleobjektiv

Das große Bauernhaus von Gehricke (heute Schumacher) ist hier noch mit weißer Fassade zu sehen.

Die neue Gaststätte „Lindenhof“ entsteht - ein völlig neuer und ungewohnter Anblick.

Die damals typische Hofansicht mit unserer Vogelvoliere samt Taubenschlag im Vordergrund.

Der Blick aus dem Küchenfenster präsentiert den üppigen Gemüsegarten, in dem bereits die ersten Früchte geerntet werden; ganz rechts im Vordergrund sieht man ein kleines Stück des geteerten Dachs der einstigen Wäscheannahmestelle.

Erwartungsgemäß sind in jenem Jahr noch keine großartigen Veränderungen zu verzeichnen gewesen, schließlich herrschte bis zum 3. Oktober noch Sozialismus, obgleich bereits am 1. Juli die „Währungs-, Wirtschafts- & Sozialunion“ eintrat - mit anderen Worten: Eine Assimilation des Ostens durch den Westen. Denn: Es gab keine gleichheitliche Aufteilung und damit Anwendung von Rechten und Gesetzen beider Seiten, sondern nur ein einseitiges „Überstülpen“ westlicher Werte, Vorschriften und sonstiger so genannter „Notwendigkeiten“, damit ein an den Westen angepasster „fortschrittlicher“ Osten entstehen konnte. In der euphorischen Phase des Umbruchs jubelten zunächst alle ob dieser Entwicklung, deren Ecken und Kanten sich erst später offenbarten.

Noch hatten wir ein verträumtes Liepe, in dem Trabis qualmten und über die teils löchrige Hauptstraße hopsten; Pfützen standen am Straßenrand, an denen im Frühjahr die Mehlschwalben das Baumaterial für ihre Nester suchten, die man an den Außenseiten der Stallgebäude damals in großen Mengen fand - heute sind sie im Dorf selten geworden.

Wieder sehen wir hier ein bekanntes Motiv, diesmal allerdings in anderen Farben, denn der Agfa-Film löste nun den ORWO ab und brachte neue Gestaltungsmöglichkeiten mit sich, die natürlich ausprobiert werden wollten (leider an sich oft wiederholenden Motiven, wenn man´s aus heutiger Sicht betrachtet, aber meine Zielsetzungen waren damals eben anders).

Wer kann sich nicht noch daran erinnern - kaum gab es das „Westgeld“, wurden die Lieper von der Realität des Westens eingeholt. Am 8. August wurde die kleine Poststelle, die sich damals noch (bis 1994) in Voigts Haus in der Ernst-Thälmann-Straße 7 befand, von zwei Bankräubern überfallen. Dabei stammten diese nicht einmal aus der damaligen (alten) BRD, sondern aus Ostberlin, Pasewalk und Göhren auf Rügen. 6000 Mark hatten sie erbeutet, konnten aber kurze Zeit später gefasst werden.

Ich selbst sah die beiden Motorräder mit ungewöhnlich hohem Tempo vorbeifahren, während ich aus dem Fenster schaute - wunderte mich über diese Raser, und kurz darauf kam jemand die Straße entlang gelaufen und rief „die haben die Post überfallen!“

Hierzu habe ich sogar den originalen Zeitungsartikel von damals aufgehoben.

Mein klassischer Blick aus unserer (damaligen) Wohnung. Eine „wahre Freude“ waren auf dieser Straße, deren Zustand hier einigermaßen zu erkennen ist, die Container-LKWs, deren Zugmaschinen vom Typ Jelcz sicher noch vielen bekannt sind. Wenn sie die Kurve passierten, polterte es zwischen den Häusern grausam.

Hier geht der Blick aus unserem Garten hinüber zur Fischerstraße mit der typischen großen Scheune.