Jagd

Die Treibjagd im Dezember

von Heinz Danitz  (Berlin)


Beim ersten frühen Morgengrau

gehen wir hinaus in den herbstlichen Wald

das Gras glänzt noch vom Morgentau

die Luft ist klar und schon recht kalt.


Das Waidwerk hat´s uns angetan

jagdbare Tiere wollen wir erlegen,

Wildschwein, Fuchs, Hirsch und Fasan

und damit den Wildbestand pflegen.


Die Jäger auf dem Anstand schauen,

ob Reh, ob Hirsch, Fuchs oder Sauen

ins Blickfeld und ins Schussfeld rücken,

damit der Jagderfolg kann glücken.


Die Treiber treiben nicht das Wild.

Sie wandern nur durch das Revier,

genießen auch das Landschaftsbild

und setzen in Unruh das Waldgetier.


Leise noch versucht die Rotte auszuweichen,

auch Meister Reinicke probiert,

versteckt davonzuschleichen,

doch dann ein Knall aus der Büchse!

Über die Lichtung flüchten zwei rotbraune Füchse.


Den Keiler hat es diesmal erwischt,

mit geübtem Blick und ruhiger Hand

hat der Jäger ihn aus der Rotte gefischt.

Nun bleibt er liegen an der Schonung Rand.


So geht es weiter mit manchem Knall,

so manches Wild kommt heut zu Fall.

Neben dem Forsthaus vor der Hecke,

kann man bewundern die stolze Strecke.


Bei Hörnerklang und wärmendem Feuer

endet der reiche Jagdtag heuer.

Durch den schon dunklen Wald man hört

so manches Wild noch recht verstört.


Dem Wild wir die letzte Ehre erweisen

der Tradition gemäß mit Tannenreisen,

mit Hörnersignal an des Tages Ende

das auch kund tut vom großen Jägerglück,

zum Abschied reichen wir uns die Hände

und versprechen: über´s Jahr kehren wir zurück!

Folgende zwei Bilder:

Ehemaliges Jagdhaus von Alexander Schalck-Golodkowski am Langen Cöllnsee am 3. Januar 2000; Schalck-Golodkowski war SED-Politiker und Wirtschaftsfunktionär in der DDR. (fotografiert mit Fuji Astia Diafilm)

Streckeplatz auf der Michenwiese; aufgenommen am 10. November 2001 auf Fuji Astia Diafilm

Dieses Gedicht wurde im Jahr 2010 anlässlich einer Ansitz-Drückjagd geschrieben und im Dezember am Streckeplatz an der Oberförsterei Pechteich vom Autor Heinz Danitz persönlich vorgetragen.

(veröffentlicht mit Genehmigung des Autors;

© 2010 Heinz Danitz, Berlin)

Die Jagd in der Schorfheide hat eine lange Tradition, und manchem ist das Gebiet vielleicht nur in diesem Zusammenhang bekannt.

Der Wildreichtum ist allerdings keine natürliche Gegebenheit, sondern das Ergebnis ausufernder Hege in der Vergangenheit mit allen Folgen. Diese Eingriffe haben letztendlich dazu geführt, dass man eigentlich nicht mehr von „Wildreichtum“, sondern von maßlos überhöhten Wildbeständen sprechen müsste oder musste, immerhin hat man nach der deutschen Wiedervereinigung damit begonnen, wieder etwas Gleichgewicht herzustellen. Die traditionellen Ansitz-Drückjagden im Herbst und Winter eignen sich dazu, eine gezielte Auslese vorzunehmen, oder anders ausgedrückt, die Jagd kann selektiv erfolgen, was manchmal leider in die falsche Richtung interpretiert wird, womit gemeint ist, dass nicht nur schwaches Wild erlegt wird. Ein derart trauriges Beispiel konnte ich selbst miterleben, als ein Keiler zur Strecke gebracht wurde, der „aufgebrochen“ (also ohne Eingeweide) noch 150 kg wog. Dieses prächtige Tier (das Wort „Tier“ ist im biologischen Sinne gemeint, nicht im waidmännischen!) wirkte, als es im Anhänger herangefahren wurde, von weitem auf den ersten Blick eher wie ein Bär - es lag auf dem Rücken, füllte fast den gesamten Anhänger aus, nur die Beine schauten heraus. Solche „Prachtabschüsse“ werden unter Jägern zwar gern gefeiert, dem ökologischen Sinn entspricht es jedoch nicht.